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AutorenbildCamperFan

# 19 Wir erreichen Skandinavien



Langsam aber sicher wird unser Ziel der «Panamericana Europa» – das Nordkap – greifbarer als es in Spanien oder auch in der Schweiz noch war. In Norddeutschland überqueren wir die Grenze zu Dänemark und erreichen damit Skandinavien. Die ersten Tage verbringen wir auf der Insel Rømø, der nördlichen Nachbarinsel von Sylt. Die kilometerlangen und breiten Sandstrände dürfen offiziell mit den Autos und sogar mit Wohnmobilen befahren werden. Obwohl unser «Moby Dick» alles andere als ein Offroader ist, meistert er unsere Beach-Trophy erstaunlich gut. Der Sand ist grösstenteils festgepresst, und mit etwas Vorsicht können wir uns ein Absaufen und Freischaufeln ersparen.



Top of Dänemark

Weiter geht die Fahrt nach Ribe, der ältesten Stadt Dänemarks und weiter zum Nationalpark Mols Bjerge an der Ostsee bei Aarhus. Als Bündner Steinböcke können wir es natürlich nicht lassen, unterwegs noch den höchsten Berg Dänemarks, den Ejer Bavnehøi, zu besteigen beziehungsweise mit dem Camper zu befahren. Mit seinen 170 Metern überragt er immerhin die benachbarten Autobahnböschungen und gewährt einen schönen Blick auf die unzähligen, kitschiggelben Rapsfelder.



In den Mols Bjergen steht dann wieder einmal eine Biketour auf dem Programm, bevor wir den Rückweg zur Nordsee antreten. Nächstes Ziel: Cold Hawaii. Im bekannten Surf-Spot des Nordens herrscht allerdings tote Hose. Der Wind ist zwar «cold», aber flau und Wellen hat’s demensprechend auch keine.



Etwas weiter nördlich besuchen wir die zweitgrösste Wanderdüne Europas (grösste ist die Dune du Pylat bei Arcachon in Frankreich). Auf der Rubjerg Knude und der Raabjerg Miles wähnt man sich schon fast in der Sahara – riesig türmen sich die Sandberge inmitten der steppenartigen Landschaft im Norden Dänemarks. Noch weiter nördlich befindet sich bei Skagen der nördlichste Punkt Dänemarks – auch kleines Nordkap genannt. Hier treffen die Nordsee und Ostsee zusammen und es herrscht reger Schiffsverkehr zwischen diesen beiden Meeren.




Schweden, wir kommen!

Mitte Monat fährt unsere Fähre von Fredrikshavn nach Göteborg in Schweden. Im 16. Land unserer Europatour verbringen wir die ersten Tage am idyllischen Vänernsee, um erst mal richtig anzukommen. Dank der zweistündigen Verspätung unserer Fähre erreichen wir den Stellplatz erst bei später Abenddämmerung, was uns die erfreuliche Sichtung von über 30 Rehen und 16 Elchen beschert. Eindrücklich!



Der Vänernsee ist zehn Mal so gross wie der Bodensee und der drittgrösste von Europa. Aufgrund seiner zerfurchen Uferbereiche mit den vielen Schären-Inseln fällt dieses Ausmass allerdings kaum ins Auge. Wir nutzen die ersten warmen und sonnigen Frühlingstage seit der Abfahrt in der Schweiz zum Biken, zum Kajaken und zum Chillen. Die Uhren ticken in Skandinavien ohnehin etwas langsamer als im hektischen Mitteleuropa.



Weiter geht unsere Fahrt nordwärts ins Värmland mit seinen über 10'000 Seen. Demensprechend leicht fällt es uns, schöne «private» Übernachtungsplätze mit Seeanstoss zu finden – weitab der Zivilisation – inmitten von weitläufigen Föhren- und Birkenwäldern.



Der Besuch von zwei Lost-Places – einer verlassenen Erz-Mine und einem nachkriegszeitlichen Autofriedhof im Wald – runden den Schwedenbesuch ab.



Lillehammer bis Trondheim

Erster Stopp in Norwegen ist Lillehammer. Hier fanden 1994 die olympischen Winterspiele und 2016 die Jugend-Olympiade statt. Unseren Camper parken wir direkt am Fusse der imposanten Sprungschanzen mit Blick auf die Stadt Lillehammer. Selbstverständlich können wir es nicht lassen, über knapp 1000 Stufen auf den imposanten Schanzenturm hochzusteigen. Schnaufend oben angekommen, kann man sich kaum vorstellen, dass es Menschen gibt, die hier freiwillig hinunterbrausen und vom Schanzentisch aus ins «Leere» springen. Krass! Das Skigebiet der Alpinen Disziplinen befindet sich etwa 20 Kilometer talaufwärts, wo die Berge (die selbst hier noch an Hügel erinnern) etwas höher sind als in Lillehammer. Wir fahren weiter über die bekannte Rondane-Route über ein immer noch winterliches Hochplateau in Richtung Atlantikküste. Meterhohe Schneemauern zeugen davon, dass sich der Winter hier definitiv noch nicht verabschiedet hat.



Am Ende der Hochebene eröffnet sich ein atemberaubender Blick auf den bekannten Geiranger-Fjord, der tiefblau zwischen saftig grünen Wiesen und Wäldern sowie schneebedeckten Bergen eingebettet liegt. An seinen steilen Flanken stürzen sich tosende Wasserfälle ins Meer hinunter. Ein Bilderbuchsujet.


Stürmische Zeiten

An der Atlantikküste müssen wir auf dem Weg nach Norden immer wieder die Fähre nehmen, um von Insel zu Insel oder über die vielen Fjorde zu gelangen. Ab und zu führt auch ein furchteinflössender Tunnel unter den Meeresarmen hindurch.



Zwischen Alesund und Kristiansund findet man den bekannten Abschnitt «Atlanterhavsveien», was so viel bedeutet wie «Atlantikstrasse». Hier führt die Route über sieben Brücken und viele kleine Inseln mit Blick auf die Fjorde und das Meer. Glücklicherweise schaffen wir diesen malerischen Abschnitt gerade noch bei schönem und ruhigem Wetter. Die letzte Mai-Woche verabschiedet sich nämlich sehr stürmisch, kühl und regnerisch. Meterhoch türmen sich die Wellen draussen auf dem Meer und der Wind rüttelt erbarmungslos an unserem unförmig grossen «Moby Dick». Erst, nachdem wir ihn notdürftig hinter ein paar Bäume und längs zum Wind umparken, ist an ein Schlafen zu denken.

Wie die weitere Reise durch Skandinavien und der Endspurt zum Nordkap verläuft, verraten wir im nächsten Teil unseres Reiseberichts.


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