# 29 Bier auf Wein, das lasse sein
- CamperFan
- 3. Aug.
- 6 Min. Lesezeit
Besser umgekehrt: Nach dem Dreiflüsse-Eck Passau wechseln wir vom Bier-Epizentrum Bayern ins Wein-Epizentrum Wachau. Weiter führt unsere spannende Reise nach Bratislava in der Slowakei, Budapest in Ungarn und auf die Spuren der Donauschwaben.

Im gemächlichen Rhythmus der Strömung fahren wir flussabwärts bis zur Schlögener Schlinge. Die Donau mäandriert hier in ihren bekannten Bilderbuchschlaufen – für uns beste Gelegenheit, den Fluss erstmals mit dem Kajak zu erkunden. In gebührendem Abstand beobachten wir, wie die schönen Schiffe die Schlögener Schlinge sliden. Zugenbrecher.

Also mit Sliden sind eher die flussabwärts fahren Schiffe gemeint. Flussaufwärts kämpfen die edlen Passagierschiffe oder vollbeladenen Frachter mit ihren grossen Dieselmotoren mit voller Kraft und monotonem Brummen um jeden Flusskilometer. Neben der Arbeit steht in den nächsten zwei Tagen auch eine Biketour auf dem Programm. Vom Camping aus bietet sich eine schöne Rundtour entlang des Donauradwegs und zurück über die Hochebene bis zum Aussichtspunkt Schlögen mit anschliessendem Singletrail zum Ausgangspunkt an. Bei solchen Aktivitäten lässt sich der Puls der Donau jeweils noch viel besser spüren.

Dunkles Kapitel
Nebst all diesen schönen Geschichten birgt die Donau auch dunkle Kapitel. Eines davon ist das Konzentrationslager Mauthausen. Dort wurden während des Zweiten Weltkriegs rund 200 000 Menschen inhaftiert; mehr als die Hälfte von ihnen kam ums Leben. Gegründet worden war das Lager ursprünglich von der Deutschen Erd- und Steinwerke GmbH, welche in dem dortigen Steinbruch Zwangsarbeiter beschäftigte. Der Zugang vom Lager zu Steinbruch erfolgt über die berüchtigte «Todesstiege». Die sehr eindrückliche Besichtigung des Geländes und der Gedenkstätte ist kostenlos und erfolgt selbstständig mittels Audioguide. Dort kommen unter anderem Zeitzeugen zu Wort. Wie beispielsweise jener jüdische Niederländer, welcher sich erinnert, wie seine Mitgefangenen sich gegenseitig über die Felsen des Steinbruchs in den Tod stossen mussten. Es dauert einige Zeit bis man solche Bilder verdaut und verarbeitet hat. Mit jedem Flusskilometer, den wir weiter ostwärts fahren, kehren die positiven Gedanken allmählich zurück. Die Donau zeigt sich wieder von ihrer schöneren Seite.

Blauer Himmel, Grüner Veltliner
Nach der Übernachtung auf einem Bauernhof von «Schauaufsland» erreichen wir schon bald Linz und später Melk. Im «Tor» zur bekannten Weinbauregion Wachau möchten wir uns einige Tage niederlassen. Mit einer Schifffahrt nach Krems verschaffen wir uns einen ersten Überblick über diese illustre Gegend. Links und rechts der Donau säumen Rebberge und felsige Halden das Ufer, flankiert von Burgen, Klöster und Kirchen. Das bekannte UNESCO-Kulturerbe Stift Melk schauen wir uns natürlich noch separat vor Ort an – sehr eindrücklich! Selbstverständlich darf in dieser Region auch eine Weindegustation nicht fehlen. Wir verschieben diese allerdings auf das «Herz» der Wachau im Raum Dürnstein und Loiben. Die Grünen Veltliner und Rieslinge aus der Wachau zählen weltweit zu den Sortenbesten und räumen bei internationalen Verkostungen regelmässig Auszeichnungen ab.

Im malerischen Dürnstein blicken wir nicht nur tief ins Glas, sondern noch tiefer auf die Donau hinunter. Und zwar vom bekannten Vogelbergsteig aus, bei welchem es sich um Niederösterreichs schönste Wanderung handeln soll. Von einer markanten Felskante aus schweift unser Blick immer wieder auf die Donau und ihre Fracht- und Passagierschiffe hinunter. Schroffe Felsformationen, Föhrenwälder, saftige Bergwiesen und die Burgruine Dürnstein runden das abwechslungsreiche Streckenprofil ab. In der Tat ein Wanderleckerbissen par excellence.

Zum Abschluss der Wachau besuchen wir Krems. Alleine schon die Tatsache, dass die Wachauer-Metropole als «süsseste Stadt» beziehungsweise Ort mit den meisten Konditoreien pro Einwohner gilt, hat uns zu einem Zwischenstopp bewogen.
Nach der Wachau stünde eigentlich Wien auf dem Donauprogramm. Da wir die erste der vier Landeshauptstädte an der Donau beide gut kennen, entschieden wir uns, direkt an die südlich davon gelegenen Donau-Auen weiterzufahren.

In Hainburg finden wir am Hafen einen Parkplatz. Dieser verfügt über ein paar separate Camper-Plätze mit direkter Sicht auf die Donau. Von hier aus erkunden wir zu Fuss und mit dem Bike einen Teil des Nationalparks Donau-Auen sowie die riesige Burg, die unübersehbar auf dem Stadthügel thront. Die Hainburg war im 17. Jahrhundert Sitz des Gerichtshofes, welcher bekannt und berüchtigt war für seine schonungslosen Hexenprozesse.

Fünf Sekunden drei Länder
Unsere letzte Station in Westeuropa beziehungsweise erste Station in Osteuropa ist das Dreiländereck Österreich – Slowakei – Ungarn. Weit draussen im Niemandsland der unendlich scheinenden Tiefebene und der riesigen Kornfelder befindet sich der Grenzstein besagter drei Länder. Man fragt sich, weshalb gerade hier – ohne jeglichen topografischen Anhaltspunkt. In wenigen Sekunden umrunden wir den Stein und stellen uns vor, dass hier vor der politischen Wende wohl hohe Zäune mit Stacheldraht und Wachttürmen vorhanden gewesen sein müssen. Danach fahren wir weiter nach Bratislava, der Hauptstadt der Slowakei. Schon von Weitem ist die imposante Burg erkennbar. Das heutige Wahrzeichen und Museum der Stadt war früher Sitz verschiedener Herrscher. Vom 85 Meter hohen Felsenhügel eröffnet sich ein herrlicher Blick auf die Stadt und die Donau. Weitere Highlights sind die blaue Kirche, die Markthalle oder das «UFO» auf der Lafranconi-Brücke. Auch von dort aus schweift der Blick nochmals über die Stadt und zurück zur Burg.
Vom Fluss zum Fels
Wir ziehen weiter südwestwärts nach Ungarn. Unser erstes Ziel ist Tatabanya. Dort befindet sich einer der wenigen oder gar der einzige Klettersteig entlang der Donau. Und diese Möglichkeit möchten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Kurz nach der Grenze wartet jedoch bereits die erste Sehenswürdigkeit auf uns: Das Monostori Eröd. Die weitläufige Festung am Ufer der Donau wurde Mitte des vorletzten Jahrhunderts erbaut, später von den Russen erweitert und ist mit einer Fläche von 70 Hektaren heute die grösste neuzeitliche Anlage in Europa. In den letzten Jahren diente sie für verschiedene Kinofilme und TV-Serien als Filmkulisse. Zwischen Tata und Tatabanya finden wir auf einem Bauernhof einen idyllischen Stellplatz mit kleinem See, welcher sogar zum Baden einlädt. Hier lassen wir uns drei Tage nieder. Der erwähnte Klettersteig ist rund zehn Kilometer weit entfernt und kann gut mit dem Fahrrad erreicht werden. Am zweiten Tag soll es über 30 Grad heiss werden, und so quälen wir uns morgens um 04.30 Uhr aus den Federn. Eine Stunde später stehen wir bereits am Einstieg. Der Steig ist kurz und knackig mit schönem Blick auf die Stadt und die weitläufigen Kornfelder. Auf den erhofften Kaffee beim Bergrestaurant müssen wir leider verzichten. Dieses ist erst am 10 Uhr offen.

So schauen wir uns noch die Szelim-Höhle an, die vom Gipfel in wenigen Gehminuten zu Fuss erreicht werden kann – und zu unserem Erstaunen deutlich imposanter ist als wir uns vorgestellt haben.

Westlicher Wandel
Nächster Höhepunkt ist Budapest. Seit unserem ersten Besuch vor gut 30 Jahren hat die Ungarische Metropole ihren morbiden Ostblock-Charme weitgehend verloren oder abgestreift – wie auch immer man das betrachten mag – und ist zur modernen, pulsierenden und westlich orientierten Grossstadt geworden. Kaum wiederzuerkennen. Die Highlights sind geblieben: Das Parlamentsgebäude, die Fischerbastei, der Heldenplatz, die Kettenbrücke, der Königspalast, das Burgviertel, die Markthalle und vieles mehr. In Buda und Pest reihen sich Sehenswürdigkeit an Sehenswürdigkeit, so dass eine komplette Liste den Rahmen hier sprengen würde. Die westliche Neuorientierung widerspiegelt sich zum Beispiel auch auf der über zwei Kilometer langen Einkaufsmeile oder eben Doppelmeile, wo ungarische Marken und internationale Top-Brands Tür an Tür um Kundschaft buhlen. Besonders empfehlenswert ist eine nächtliche Bootstour auf der Donau. Während der einstündigen Fahrt ziehen viele der zuvor erwähnten Prunkbauten in kitschig-schöner Beleuchtung im gemächlichen Tempo der Strömung an einem vorbei. Das Stadtzentrum ist von den umliegenden Camping- und Stellplätzen sehr gut mit der Metro oder mit Uber zu erreichen.
Man spricht Deutsch
Auf den Spuren der Donauschwaben besuchen wir zweihundert Kilometer weiter südlich ein Auswanderer-Paar aus der Schweiz. Dieses hat sich letztes Jahr anlässlich seiner Pension in Südtransdanubien niedergelassen. Hidas ist eine jener Städte, die im vorletzten Jahrhundert mittels der eingangs erwähnten «Schachtelboote» von Süddeutschland aus besiedelt wurden. «Viele sprechen hier noch einigermassen gut Deutsch. Vom Dachdecker, über den Bäcker bis hin zum Frisör», erörtern die beiden Wahl-Ungaren Brigit und Jürg einen der Vorteile dieser Region. «Das erleichtert natürlich Vieles. Die deutsche Kultur und Sprache werden mittels verschiedener Aktivitäten und gesellschaftlicher Anlässe auch heute noch gehegt und gepflegt. Bislang fühlen wir uns sehr wohl und willkommen in Ungarn.» Von Hidas aus ist es nicht mehr weit bis zur kroatischen Grenze, die im Nordosten des Landes auf einer Länge von gut 180 Kilometer von der Donau gebildet wird. Unser «Endspurt» durch Koratien, Serbien und Rumänien folgt im letzten Teil dieser Reisebericht-Serie.
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